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Nach den Gurken: Die EU-Weihnachtsbaum-Krümmungsverordnung kommt

Christbaum
Weihnachten kann so schön sein, wenn der Baum schnurgerade und symmetrisch ist. Foto: Teresa Alexander-Arab / Lizenz: CC BY-ND 2.0

Wieder einmal schlagen die EU-Bürokraten per Verordnung zu. Jeder dürfte sich noch mit Schrecken an die mittlerweile abgeschaffte Gurkenkrümmungsverordnung 1677/88 erinnern, die festschrieb, dass eine Gurke nicht zu stark gekrümmt sein dürfe. Entgegen eines weit verbreiteten Irrtums ging diese Verordnung nicht direkt von der EU aus, sondern wurde vom Handel gefordert, der sich Platzeinsparungen bei Transport und Lagerung versprach.

Jetzt aber hat die EU die Weihnachtsbäume im Visier. „Es ist unglaublich, was als Christbaum verkauft wird“, sagt die EU-Verbraucherschutzkommissarin Christine Courber. Die Bäume seien oft total krumm und nicht annähernd symmetrisch. Solche Bäume könne man gerade einmal als bessere Besen bezeichnen. Daher werde voraussichtlich im Herbst 2014 die EU-Weihnachtsbaumverordnung 2412/01 in Kraft gesetzt. In Zukunft dürften nur noch solche Nadelbäume verkauft werden, welche die jeweiligen Kriterien erfüllten.

Konkret dürfe der Stamm nur eine Abweichung von maximal 12,5 cm pro Meter von der Geraden aufweisen. Ferner dürfe die Symmetrie maximal 18,5 cm pro Meter vom Idealmaß divergieren. Wenn der Baum also auf einer Seite erheblich schmaler sei, dürfe dieser gar nicht mehr angeboten werden. Auch Astlücken und Ausbuchtungen dürften nicht aus einer festgelegten Norm ausbrechen.

Boom or Broom?
Die Prüf-App zeigt: Mit diesem Baum ist alles in Ordnung (grüner Rahmen, Text „o.k.“). Testfoto für die Prüfung: Virginia Foxx / Lizenz: CC BY-NC-ND 2.0

Da nicht alles so einfach abzumessen und zu berechnen sei, habe man die Smartphone-App Boom or Broom (auf Deutsch etwa: Brummen [i.S.v. alles o.k.] oder Besen) in Entwicklung. „Die App fertigt ein Foto von dem Baum an, analysiert es und zeigt an, ob der Baum gewissermaßen überhaupt ein Weihnachtsbaum ist“, so Courber, „Ein einfaches Antippen des Prüfbuttons reicht aus und schon weiß man, ob alles im grünen Bereich ist.“

Die Verordnung gelte für geschlagene Nadelbäume, nicht aber für lebende Bäume, die im Topf oder mit Wurzelballen verkauft werden. Eine Ausnahme stellten jedoch Bäume dar, die der Kunde in einem freigegebenen Waldstück selbst schlägt und danach bezahlt. Hier werde ebenso die neue Verordnung greifen. Der Händler müsse die betroffenen Bäume in einem solchen Fall über eine eindeutige Markierung als Ausschuss ausweisen.

Das Ziel in der Weihnachtsbaumverordnung liege in der Qualitätssteigerung. Immerhin sei Weihnachten das Fest der Liebe, an dem man keinen Streit wegen eines missratenen Baumes brauchen könne. Auch würden immer mehr Bäume online bestellt, die daher nicht mehr vom Kunden selbst vor dem Kauf begutachtet werden könnten. Daher gelte es, auch hier unliebsame Überraschungen zu vermeiden. Der Kunde solle auch in solch einem Fall einen geraden, einwandfreien Baum erhalten, der nicht zum Familienkrach, zur Scheidung oder zu Schlimmerem führe.

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Wegen Verherrlichung von Kinderarbeit – Jetzt soll auch noch das Christkind abgeschafft werden

Erst soll der niederländische Zwarte Piet (schwarzer Peter) wegen angeblichen Rassismusses abgeschafft werden, nun soll auch noch das Christkind daran glauben. In katholischen Landstrichen Deutschlands, aber auch z.B. im Nürnberger Raum, in Österreich, in Südtirol und einigen weiteren Ländern und Regionen, bringt bekanntlich das Christkind die Weihnachtsgeschenke. Damit soll aber bald Schluss sein, wenn es nach der Uno geht. Die Leiterin des Referats zur Bekämpfung von Kinderarbeit, Tatjana Seligmann, begründet das Vorhaben damit, dass die Figur Kinderarbeit verharmlose, auch wenn in diesem Fall tatsächlich keine Kinderarbeit stattfinde. Bräuche hätten aber sehr wohl auch Wirkung, der sich keiner entziehen könne. Da werde den Leuten unterschwellig das Bild arbeitender Kinder als etwas Alltägliches, Normales dargestellt. Dazu hafte der Figur durch die enge Bindung an das Christentum auch noch etwas Mystisches an. Kinderarbeit werde damit auch durch Religion entschuldigt, was ein ungeheurer Vorgang sei.

Christkind
Christkind: Harmloser Brauch, mit dem Kindern eine riesige Freude gemacht wird, oder gefährliche Verherrlichung von Kinderarbeit mit religiös motivierter Rechtfertigung? Bild: Heinrich Hoffmann / Lizenz: Public Domain

Seligmann fordert, dass öffentliche Darbietungen, etwa Auftritte von Minderjährigen im Christkindkostüm, wie sie etwa in Nürnberg stattfinden, abgeschafft werden. Auch soll die Bezeichnung Christkind „möglichst bald“ aus dem Sprachgebrauch verschwinden.

Das Christkind als Geschenkelieferant sei ohnehin überflüssig, so Seligmann, da es mit dem Weihnachtmann ja eine Alternative gebe. Einwände, der Weihnachtsmann werde speziell in Bayern als preußische Figur gesehen und sei daher verpönt, weist Seligmann zurück. „Alles eine Sache der Gewöhnung“, meint Seligmann. Auch das Argument, dass solche Maßnahmen den Kindern mehr schade als nutze – jeder kennt schließlich die leuchtenden Kinderaugen, wenn das Christkind bei der Bescherung die herrlichsten Geschenke hinterlassen hat – lässt Seligmann nicht gelten. Kinderarbeit sei schließlich die Geißel der Menschheit, so Seligmann. Die Ächtung von Kinderarbeit müsse daher unbedingt weiter vorangetrieben werden, und da sei diese dieser Vorstoß ein wichtiger Baustein.

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Erna M. (96): weiß nichts von Euro-Einführung – Deutschlands letzte DM-Frau

Erna M.
Erna M. lebt mit der DM und für die DM. Foto: Luigi Brocca / Lizenz: CC BY 2.0

Keinblatt.de spürte ihn auf, den wohl letzten Menschen in Deutschland, der von der Euro-Einführung noch nichts mitbekommen hat. Der Gedanke ist schwer zu ertragen, schließlich änderte sich mit der Bargeldeinführung des Euro vor über zehn Jahren, genauer am 01.01.2002, nicht nur die Optik des Geldes, auch mussten die Leute die ersten Jahre mit einer saukomplizierten Formel den Euro-Wert in DM zurückrechnen (das heißt mit 1,95583 multiplizieren), um sich an den neuen seltsamen Preisen orientieren zu können. Da sollte man davon ausgehen, dass das nach ein paar Wochen oder Monaten jeder, aber auch wirklich jeder mitbekommen hat.

In einer Altbauwohnung in München Schwabing wohnt Erna M. (96). Wir danken dem Hausmeister für diesen wertvollen Tipp mit einem 50 Euro-Schein. Er lotst uns zu der Wohnung im Hinterhof. Mit etwas Überredungskunst und einem alten 50 DM-Schein gewährt uns die alte Dame schließlich Einlass. Schnell kommen wir mit ihr ins Gespräch. Die rüstige Rentnerin versorgt sich trotz des fast biblischen Alters noch selbst.

Ganz erstaunt reagiert Frau M., als wir sie auf die Euro-Einführung ansprechen. „Da legst di nieda!“, sagt sie. Zeitungen, Fernsehen und Radio verfolge sie nicht, da würde ohnehin nur ein „Riesen-Schmarren“ verbreitet, so Frau M., mit Bargeld komme sie auch nur begrenzt in Kontakt. Die Augen, meint Frau M., „I sig so schlecht!“ Beim Bezahlen reiche sie immer ihren Geldbeutel dem Kassenpersonal, welches das Geld entnehme, da müsse man einfach Vertrauen haben. Aber, was ist mit den Preisen? Ihr müsse doch aufgefallen sein, dass diese sich vom Nennwert stark verändert hätten. „Ja, da war mal was“, erwidert Frau M., da seien die Preise kurzzeitig mal unten gewesen. Da habe sie aber auf einen Schlag auch nur etwa halb so viel Rente bekommen, was für eine Sauerei. Da sich das aber ausgeglichen habe, habe sie nur ein paar Mal geflucht und die Sache wieder vergessen. Nach kurzer Zeit habe aber eine starke Verteuerung eingesetzt und schon bald seien wieder die alten Preise am Regal ausgezeichnet gewesen. Demzufolge könne es eine Euro-Einführung nie gegeben haben, kontert Frau M. schlagfertig, wenn da die ganzen Jahre DM-Preise gestanden hätten. „Ist das versteckte Kamera? Kurt Felix?“, will die Dame wissen.

Was sie denn wählen würde, fragen wir Frau M., es sei ja bald Bundestagswahl. „Ach, wissen Sie, diese Alternative für Deutschland“ Das klinge doch gut, so Frau M., auf den Plakaten werben die für die Deutsche Mark. „Nicht, dass sonst mal irgendjemand auf die Idee kommt, eine neue Währung mit einem einfallslosen Namen einzuführen. Oder gar eine Vereinigung mit dieser … na … DDR.“ Wir beruhigen Frau M., dort gebe es selbstverständlich noch die Ostmark.

Wir danken Frau M. für dieses Gespräch und wünschen ihr noch einen schönen Nachmittag!