Kategorien
Kriminalität Medien Politik Technik/Hightech

VDS: Datenschützer sendet jedem Bürger Visitenkarte mit „Freier Journalist“ zu – denn Journalisten sind ja ausgenommen

Rechenzentrum
Speichern gegen den Terror! Foto: David Haberthür / Lizenz: CC BY-NC 2.0

Der Deutsche Bundestag hat heute die umstrittene Neuauflage der Vorratsdatenspeicherung (VDS) beschlossen. Obwohl das Bundesverfassungsgericht die alte VDS gekippt hatte, weil eine anlasslose VDS nicht verhältnismäßig sei und die Arbeit von Geheimnisträgern wie Journalisten gefährde, wurde ein neues Gesetz auf den Weg gebracht. Mit kürzeren Speicherfristen und anderen Einschränkungen – c.a. soll darauf verzichtet werden, Vorratsdaten von Journalisten auszuwerten – glaubt man, die Hürden des Bundesverfassungsgericht übersprungen zu haben.

Die Aktionsgruppe „Mein Datenbauch gehört mir“ des bekannten Internetaktivisten Henning Lob hat nun damit begonnen, jedem Bundesbürger eine Visitenkarte mit dem Aufdruck „Freier Journalist“ zuzusenden. Die Berufsbezeichnung Freier Journalist“ ist nicht geschützt und es kann jeder – auch ohne Journalistenausbildung und Genehmigung – sich zum freien Journalisten erklären und als solcher arbeiten. Damit dürfen überhaupt keine Daten mehr ausgewertet werden, da jeder Bundesbürger nun Journalist ist.

Ob Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) nun einknicken und die VDS noch einmal überarbeiten wird, bleibt abzuwarten. Denkbar ist es, Journalisten in Zukunft besonders stark zu überwachen, da es verdächtig sei, dass es auf einmal so viele Journalisten gebe. Diese müssten ja was im Schilde führen, das nichts Gutes sein könne, sagte Maas unsere Redaktion.

Kategorien
Kriminalität Politik Religion Technik/Hightech

Vorratsdatenspeicherung: Seehofer will Daten bereits vor erfolgter Kommunikation erfassen

Rechenzentrum
Seehofer will „echte“ Vorratsdatenspeicherung. Wenn schon, denn schon. Foto: David Haberthür / Lizenz: CC BY-NC 2.0

Nach den blutigen Terrorakten in Paris fordert die CSU die Einführung der Vorratsdatenspeicherung in Deutschland, die in Frankreich zur Verhinderung von Terrorakten bereits höchst erfolgreich installiert wurde.

Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) will hierbei eine weiterentwickelte Form der Vorratsdatenspeicherung implementieren. Dabei sollen die Kommunikationsdaten nicht einfach für einen bestimmten Zeitraum gespeichert werden. Geht es nach dem Willen der CSU, müssen vielmehr Besuche bestimmter Webseiten sowie das Führen bestimmter Telefonate mindestens 24 Stunden vorher (also auf Vorrat) angemeldet werden. Nur damit hätten die Behörden angemessen Zeit, im Vorfeld auf verdächtige Kommunikationen zu reagieren. Nicht anmeldepflichtig sollen Ziele sein, die auf einer Whitelist stehen. Bei Webseiten sollen die großen deutschen Zeitungen darunter fallen, etwa Bild und Bayernkurier, oder weitere unverdächtige Webseiten wie die von Pegida (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes), der CSU und des Heiligen Stuhls.

Ausländische Webseiten oder radikale Zeitungen wie die „taz“ werden sicherlich anmeldepflichtig sein, so der bayerische Ministerpräsident. Was E-Mails angeht, beruhigt Seehofer, diese könne man auch in Zukunft jederzeit absenden, aber bei bestimmten Zieladressen werde der Inhalt erst einmal ausgewertet. Die E-Mail werde daraufhin garantiert spätestens nach 24 Stunden zugestellt, notfalls in bearbeiteter Form und ergänzt um ein paar bcc (Blindkopie)-Empfänger, führt Seehofer aus.

Mit Zensur habe das nichts zu tun, es gehe nur um Verbindungen zum internationalen und islamischen Terror. Die Rettungsdienste könne man selbstverständlich auch ohne Wartefrist erreichen, führt Seehofer aus. Wer nichts zu verbergen habe, habe auch nichts zu befürchten oder zu verlieren.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich noch nicht zu dem Vorstoß geäußert.

Kategorien
Kriminalität Politik

EuGH kippt Vorratsdatenspeicherung (VDS) – Regierung sieht darin Bedrohung und will VDS einführen

Rechenzentrum
Diese Maschinen dürfen bald wieder ganz offiziell die Verkehrsdaten sämtlicher Bürger speichern, speichern und noch mal speichern, wenn es nach dem Willen der Bundesregierung geht. Foto: David Haberthür / Lizenz: CC BY-NC 2.0

Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat entschieden: Die EU-Richtrichtlinie zur Vorratsdatenspeicherung (VDS) verstößt gegen Grundrechte, da alle Bürger ohne Anlass und ohne konkreten Verdacht ständig überwacht würden. Bei den Bürgern könne das Gefühl erzeugt werden, dass ihr Privatleben ständig unter Überwachung stehe, so das Gericht. Damit sei die Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung nicht mit dem europäischen Recht vereinbar. Die Richter lassen aber Hintertüren offen, bei Bedrohungen etwa können Daten gespeichert werden, wenn die Verhältnismäßigkeit gewahrt werde und die Speicherung sich auf das absolut Notwendige beschränke.

Die Vorratsdatenspeicherung ist derzeit in Deutschland offiziell ausgesetzt, weil das deutsche Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung teilweise vom Bundesverfassungsgericht kassiert worden war. Die Bundesregierung konnte sich noch nicht auf ein neues Gesetz einigen. Vor allem Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) wollte erst die Entscheidung des EuGH abwarten.

Für manche mag es jetzt überraschend sein, dass die Bundesregierung trotz des EuGH-Entscheids an der verdachtsunabhängigen, flächendeckenden, undifferenzierten und generellen Vorratsdatenspeicherung festhalten will. Wie die keinblatt.de-Redaktion aus vertraulichen Kreisen erfuhr, sieht Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) ausgerechnet in dem Entscheid des EuGH eine globale Bedrohung.

Paradox: Das EuGH-Urteil schafft eine neue Bedrohung, die wiederum die generelle Vorhaltung aller Daten ermöglicht

Wenn Verkehrsdaten nicht generell und ohne Anlass aufgezeichnet würden, erleichtere dies in Zukunft die Begehung schwerster Straftaten. Terroristen, Raubkopierermörder, Kinderschänder, Abofallenbetreiber und Webseitenbetreiber mit schlampigem Impressum hätten also leichtes Spiel. Die sich daraus ergebene Bedrohung rechtfertige daher eben doch die anlasslose Vorhaltung aller Daten, so ein Informant. Das Paradoxe sei, dass das im Grunde genommen abweisende Urteil den Weg zur allgemeinen Vorratsdatenspeicherung weise. In einigen Wochen soll ein neues Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung vorgelegt werden.

Kategorien
Kriminalität Politik Technik/Hightech

Innenminister verspricht: Bald keine neuen Überwachungsgesetze mehr notwendig!

Hans-Peter Friedrich
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU): Immer die Nöte und Sorgen der Bürger im Blick. Bald werde es keine neuen Überwachungsphantasien mehr geben. Foto: Michael Lucan / Lizenz: CC BY-SA 3.0

Datenschützer, Freiheitsliebende und liberal denkende Menschen haben derzeit ein hohes Herzinfarktrisiko. Fast täglich gibt es neue Enthüllungen, die zeigen, in welchem Ausmaß die Bürger bereits überwacht werden. Gleichzeitig treibt die Bundesregierung die Überwachung voran, als existierten Edward Snowden und seine Enthüllungen überhaupt nicht. Früher hätte man zumindest gewartet, bis zumindest ein Teil der Bürger mit Langzeitgedächtnisschwäche die Sache vergessen hätten. Stattdessen überraschte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) nun entgegen früherer Beteuerungen mit dem Plan, zum Zwecke der Verbrechensbekämpfung auf die Mautdaten von Toll Collect zugreifen zu wollen. Keineswegs werden nur Lkws vom System erfasst, denn Lkw-Fahrer könnten ja einfach ihre On-Board-Units abschalten, um der Maut zu entgehen. Die Kameras auf den Mautbrücken fotografieren tatsächlich alle Fahrzeuge, also auch Pkws, und scannen deren Kennzeichen. Nach offiziellen Angaben werden die Pkw-Daten jedoch derzeit sofort wieder gelöscht.

Mautbrücke
Mautbrücke. Die Daten erfasster Pkws werden momentan sofort wieder gelöscht, was ja reichlich sinnfrei ist. Foto: Politikaner / Lizenz: CC BY-SA 3.0

Friedrich sorgt sich aber auch um die Gesundheit der Bürger, die Angst vor immer weitergehender Überwachung haben. Mit einem überraschend simplen und innovativen Plan will Friedrich aber in absehbarer Zeit neuen Überwachungsvorhaben ein Ende setzen. Das erfuhr die keinblatt.de-Redaktion von einem Vertrauten des Innenministers.  Friedrich wolle in möglichst kurzer Zeit eine allumfassende und grenzenlose Überwachung aufbauen und alle Behörden untereinander vernetzen, die dann uneingeschränkt auf die unbegrenzt vorgehaltenen Daten zugreifen können. Die Umsetzung solle so schnell geschehen, dass erst gar kein nennenswerter Widerstand entstehen könne. Nachdem alle technischen Möglichkeiten ausgeschöpft seien („was technisch möglich ist, wird auch getan“), bräuchte niemand mehr Angst vor weiteren Einschränkungen der Freiheit haben und es werde wieder Ruhe einkehren.

Kategorien
Gesellschaftliches Kriminalität Politik Technik/Hightech

Seehofer rückt von Vorratsdatenspeicherung ab – da die Geheimdienste ohnehin schon alles speichern

Horst Seehofer
Seehofer hält die Vorratsdatenspeicherung nun für verzichtbar. Foto: Hubert Burda Media / Lizenz: CC BY-NC-SA 2.0

Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef, Horst Seehofer, der dafür bekannt ist, immer mal wieder seine Meinung radikal zu ändern, was ihm den Spitznamen Drehhofer einbrachte, kann sich nun doch vorstellen, von der Vorratsdatenspeicherung abzurücken bzw. zumindest den Zeitraum, in dem die Daten gespeichert werden, drastisch zu verkürzen. Offenbar will Seehofer in Zeiten von NSA-Spähaffäre und Handygate in der Netzgemeinde Punkte sammeln. Die EU pocht weiterhin darauf, dass Deutschland die Verbindungsdaten sechs Monate vorhalten muss. Bislang wurde die Vorratsdatenspeicherung nicht umgesetzt, da sie die FDP ablehnte. Die EU drohte bereits mit empfindlichen Bußgeldern.

Rechenzentrum
Sammeln, sammeln, sammeln! Foto: David Haberthür / Lizenz: CC BY-NC 2.0

Ein Vertrauter berichtet aus den Koalitionsverhandlungen, Seehofer habe gesagt, dass gleich mehrere Geheimdienste ohnehin alle erdenklichen Daten aufzeichnen und über Systeme verfügen würden, die diese Daten bis zu zehn Jahre oder gar für alle Ewigkeit speichern könnten. Bei so einer umfassenden Überwachung und Protokollierung der gesamten Kommunikation der Bevölkerung sei die Vorratsdatenspeicherung praktisch überflüssig, da sie völlig redundant sei.

Man darf gespannt sein, wie die Koalitionsgespräche in dieser Hinsicht verlaufen und welche Regelung letztlich in den Koalitionsvertrag wandern wird.