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Wegen ewigen Lebens: Bei Christen kein Todesdatum mehr auf Grabstein erlaubt

Grabstein ohne Sterbedatum
Grabstein ohne Sterbedatum. Ein Sterbedatum darf nicht mehr angegeben werden. Lizenz: Public Domain

Die beiden großen christlichen Amtskirchen in Deutschland – die katholische Kirche und die evangelische Kirche (EKD) – haben beschlossen, dass bei einer Beerdigung von Menschen, die Mitglied bei ihnen sind, kein Sterbedatum mehr am Grabstein mehr angebracht werden darf, sondern nur noch das Geburtsdatum.

Ein Sprecher der katholischen Kirche sagte, „wir Christen haben durch die Erlösung des Herrn Jesus Christus das ewige Leben. Manche von uns landen zwar nicht im herrlichen Himmelreich, sondern in der Hölle, aber auch Letztere leben ewig. Der Tod ist eine Illusion. Wir wollen ehrlich sein und auf die Grabsteine schreiben, was Sache ist. Das Sterbedatum, das wir jetzt so viele Jahrhunderte da reingemeißelt haben, ist eine Lüge. Oh Herr, du großer Gott, du bist so gütig!“

Sein Kollege der evangelischen Kirche pflichtet ihm bei: „Wer sich aus vollem Herzen zum Herrn Jesus Christus bekennt, kommt in den Himmel und spielt dort auf einer Wolke sitzend Harfe bis in alle Ewigkeit. Sünder hingegen landen dort, wo sie hingehören: in der Hölle, wo sie ewige Qualen erleiden werden, die sich kein Mensch vorstellen kann. Es gibt keinen Tod.“

Auch auf besonderen Wunsch darf kein Sterbedatum mehr angebracht werden Die einzige Ausnahme ist, wenn das Datum ausdrücklich als Übergang in eine andere Welt gekennzeichnet wird. „Das ist zulässig. Damit machen wir dann auch ein bisschen Werbung für den Herrn Jesus Christus und die Wahrheit!“, sagte der Sprecher der katholischen Kirche. Ein Kreuzsymbol (†) darf nicht verwendet werden, denn das würde ja für den Tod stehen auch wenn es durchaus als Symbol für den überwundenen Tod des Herrn Jesus Christus gesehen werden kann. Stattdessen kann aber beispielsweise geschrieben werden:

* 01.01.1950 – Ewiges Leben beim Herrn seit: 01.10.2025.

Bei bestehenden Grabsteinen wird eine Übergangszeit von fünf Jahren eingeführt, bis dahin muss das Sterbedatum beseitigt werden.

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Glauben alle an „ewiges Leben“ – EU billigt Todesstrafe in der Türkei

Galgen
Nur ein Sprung in ein Weiterleben? Praktisch alle Religionen lehren das. Foto: Eitan f / Lizenz: CC BY 3.0

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan (AKP) hält nach seinem Putschversuch an der Wiedereinführung der Todesstrafe in der Türkei fest. Überraschend hat die EU nun Zustimmung signalisiert. Erdoğan konnte die EU-Kommission mit der Überlegung überzeugen, dass es den Tod streng genommen gar nicht gebe, er sei nur eine andere Form der Existenz. „Tot zu sein, ist auch ein Seinszustand“, führt Erdoğan aus, Gücklich-Sein, Traurig-Sein, das seien alles Seinszustände, und Tot-Sein eben auch, sonst würde es nicht so heißen. All dies seien Zustände im Augenblick, „man ist es“, so Erdoğan.

„Nach dem Tod wartet für die meisten Bestraften die Hölle, für einige Märtyrer sogar eventuell das Paradies. Praktisch in allen Weltreligionen ist die wichtigste Botschaft der Glaube an das ewige Leben“, konstatiert Erdoğan, „ob jetzt im Islam, Buddhismus, Judentum, Hinduismus oder dem in Europa verwurzelten Christentum. Damit passt die Todesstrafe nach Europa.“

Wenn das Leben ewig sei, dann könne die Todesstrafe auch daran nichts ändern und sei daher eine „legitime und preiswerte“ Form der Aufbereitung, so Erdoğan: „Warum soll ich Leute durchfüttern, die nicht meiner Meinung sind? Ich habe doch keinen Geldscheißer!“

Welche Hinrichtungsart angewendet werden soll (Steinigung, Galgen …), ließ Erdoğan offen. Die EU-Beitrittsverhandlungen sowie die Verhandlungen zur Visafreiheit für Türken laufen indes mit Hochdruck weiter, als gehe es um Leben und Tod.