Kategorien
Medizin/Gesundheit

Instant-Globuli zum Selbstbeschriften kommen auf den Markt

Globuli
Globuli. Einfach beschriften, das ist alles! Lizenz: Public Domain

Der bekannte Pharmahersteller D6D8 bringt die ersten Globuli zum Selbstbeschriften auf den Markt. D6D8-Pressesprecher Sebastian Hahn sieht das neue Produkt als ideale Ergänzung für den mündigen Homöopathie-Patienten, der sich nicht wegen jeder Kleinigkeit in der Apotheke ein spezielles Präparat kaufen will.

Ein Stift reicht für den Selfmade-Apotheker

Die Packungen ließen sich mit einem einfachen Stift beschriften, so Hahn. Sowohl der Wirkstoff als auch die Potenz (etwa D8) könne man selbst eintragen, entsprechende Felder seien vorhanden. Hahn erläutert, dass bei üblichen Potenzierungen ohnehin kein einziges Molekül des ursprünglichen Wirkstoffes mehr enthalten sei. Daher spiele das keine Rolle, ob man diese oder jene Zuckerkügelchen schlucke.

Auf unseren Einwand, dass bei Homöopathie die Struktur des hoch verdünnten Wirkstoffes erhalten bleibe, sodass es sehr wohl eine Rolle spiele, welche Zutaten verwendet würden, erwidert Hahn, dass das tatsächlich das Grundprinzip der Homöopathie sei, aber nur in der Theorie.

Hahn holt aus: „Jeder rational denkende Mensch weiß, dass zwar Tiere und Menschen ein Gedächtnis haben und meinetwegen auch Computer, aber Flüssigkeiten und Zucker haben definitiv keines. Sonst könnte man Computerspeicher aus Zucker bauen.

Keine Computerspeicher aus Zucker

Wir haben bereits vor 15 Jahren unsere Produktion aus Effizienzgründen umgestellt und verarbeiten seitdem gar keinen Wirkstoff mehr. Und ich sage Ihnen: Die Beschwerden wegen Unwirksamkeit sind um keinen Deut gestiegen, ganz im Gegenteil. Sie sind sogar leicht gesunken, was aber wohl nur eine statistische Abweichung ist.

Für mich ist es klar: Sie bekommen chemisch gesehen das Gleiche wie früher, nämlich Zucker, im Grunde genommen also nichts, deswegen wirkt es auch gleich gut.“

Andere Hersteller müssen auch rationalisieren

keinblatt.de will wissen, warum dann andere Hersteller nicht auch so vorgingen. Hahn schmunzelt und erläutert dann viel sagend: „Wer sagt Ihnen denn, dass sie nicht auch längst ihre Produktion vereinfacht haben? Ich behaupte einmal, dass die meisten Hersteller in der Zwischenzeit ein Einheits-Globuli verwenden, das sie nur entsprechend dem Produktionsauftrag beschriften. Keiner wird es je merken, dass da ein wenig getrickst wird. Zum Nachteil des Patienten ist es aber keinesfalls. Der muss ohnehin seine Heilung selbst herbeiführen, das ist das Wesen der Homöopathie. Glauben Sie’s mir!“

Kategorien
Medizin/Gesundheit Religion Wissenschaft/Bildung

Homöopathie wird im Saarland Bestandteil des Religionsunterrichts

Samuel Hahnemann
Samuel Hahnemann: Begründer einer neuen Religion oder genialer Reformer des Christentums? Bild: Alexbrn / Lizenz: Public Domain

Schon seit langen Zeiten unterstellen Kritiker den Anhängern der Homöopathie religiöse Züge. So gibt es bis heute keine Hinweise darauf, dass Homöopathie über den Placebo-Effekt hinaus wirksam ist. In den hochpotenzierten Präparaten findet sich meist nicht einmal mehr auch nur ein einziges Molekül des Arzneistoffes. Damit basiert die Homöopathie weitgehend auf wirkstofffreien Medikamenten.

Homöopathen führen die angebliche heilende Wirkung ihrer Alternativmedizin darauf zurück, dass Wasser ein Gedächtnis habe. Wissenschaftlich gesehen gibt es dafür jedoch keine Belege.

Homöopathie-Begründer Samuel Hahnemann selbst glaubte, dass durch die Potenzierung eine „im innern Wesen der Arzneien verborgene, geistartige Kraft“ wirksam werde. Die Verwendung von Hochpotenzen erklärte der große Meister noch abenteuerlicher und nahm an, dass sich hier „die Materie […] roher Arznei-Substanzen […] zuletzt gänzlich in ihr individuelles geistartiges Wesen auflöse“.

Die Homöopathie kommt, die unbefleckte Empfängnis fliegt aus dem Lehrplan

Madonna im Rosenhag
Maria mit dem geborenen Gottessohn, der gleichzeitig sein Vater und Erzeuger ist (Dreifaltigkeit). Urheber: Stefan Lochner / Lizenz: Public Domain

Die saarländische Kultusministerin Regina Talhack (CDU) , die als Modernisierung des Religionsunterrichts gilt, hat daher einen geänderten Lehrplan entwickeln lassen, der auch biblische Interpretationen der heutigen Zeit berücksichtigt. Entsprechend werden ab dem Schuljahr 2016/2017 zehn Unterrichtsstunden des katholischen und evangelischen Religionsunterrichts für die Homöopathie reserviert. Im Gegenzug wird die unbefleckte Empfängnis der Jungfrau Marias aus dem Lehrplan gestrichen. „Wir wissen heute, dass in der Zeit, als das Neue Testament entstand, Jungfrauengeburten gerne als Spannungselement eingefügt wurden, um Geschichten interessanter zu machen“, so die Ministerin. Diese Ausschmückung sei dann letztlich auch in den Evangelien gelandet, mit der Realität habe dies jedoch nichts gemein.

Die Kirchen hat sie mit im Boot. Der Kirchen-Kultusbeauftragter Egidius Müller freut sich, dass die grenzenlose Kraft eines imaginären, göttlichen Wesens nun in einer zeitgemäßen, praktischen Form berücksichtigt werde. Das stärke den Glauben. „Gott ist größer, als wir glauben“, so Müller. Da muss er aufpassen. Die ehemalige Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) textete dies auch einmal. Danach verlor sie ihren Doktortitel.

Kategorien
Medizin/Gesundheit Wissenschaft/Bildung

Studie: Homöopathie funktioniert – Wirkung homöopathisch höher als Placebo-Effekt

Samuel Hahnemann
Samuel Hahnemann: Genie oder genial daneben mit seiner Medizin vom geistartigen Wesen? Bild: Alexbrn / Lizenz: Public Domain

Kaum ein medizinisches Gebiet ist so umstritten wie die Homöopathie. Während die gewöhnliche Medizin, die in diesem Zusammenhang auch als Allopathie bezeichnet wird, auf Gegenmittel setzt, behandelt die Homöopathie Ähnliches mit Ähnlichem. Vereinfacht ausgedrückt würde man bei Symptomen, wie sie nach dem Biss einer Giftschlange auftreten, mit Schlangengift oder einem ähnlichen Gift behandelt werden. Das klingt gefährlich und unlogisch und ist es auch, zumindest wenn man solche Substanzen unverdünnt gibt. Wegen der Giftigkeit vieler der Stoffe verdünnte sie Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, indem er sie mit Wasser oder Ethanol verschüttelte oder mit Milchzucker verrieb. Später verdünnte Hahnemann noch erheblich stärker (Hochpotenzen). Auf den Einwand, bei einer solch starken Verdünnung sei im Medikament nicht mal mehr ein einziges Molekül Wirkstoff enthalten, wird meist entgegnet, Wasser habe ein Gedächtnis, sodass die Struktur des Wirkstoffes immer noch vorhanden sei. Wissenschaftlich gesehen gibt es aber allenfalls sehr schwache Hinweise, die diese kühne Theorie vom Wassergedächtnis stützen. Doch selbst wenn es dieses Gedächtnis gäbe, wäre es dennoch unklar, warum diese  dort verankerte Struktur eine heilende Wirkung haben sollte.

Hahnemann selbst glaubte, dass durch die Potenzierung eine „im innern Wesen der Arzneien verborgene, geistartige Kraft“ wirksam werde. Die Verwendung von Hochpotenzen erklärte der große Meister noch abenteuerlicher und nahm an, dass sich hier „die Materie […] roher Arznei-Substanzen […] zuletzt gänzlich in ihr individuelles geistartiges Wesen auflöse“.

Homöopathisches Medikament
Homöopathisches Medikament auf Basis einer Giftpflanze. Foto: Philippa Willitts / Lizenz: CC BY-NC 2.0

Trotz dieser Begründungen aus der wahnsinnigen Welt der Phantasie könnte es ja sein, dass der Homöopathie ein bislang nicht verstandenes Funktionsprinzip innewohnt, das Hahnemann zufällig entdeckt hat.

Doch in seriösen Studien gelang es bislang nicht, der Homöopathie eine Wirksamkeit nachzuweisen, die oberhalb des Placebo-Effekts läge. Man könnte es so zusammenfassen: Die geballte Kraft, die im Glauben von Arzt, Apotheker und Patient innewohnt, kurbelt die Selbstheilungskräfte des Körpers an. Mit dem Medikament selbst hätte das nichts zu tun.

Dennoch schwören viele auf die homöopathischen Zuckerkügelchen. Kritiker der Homöopathie geben in deutschen Talkshows (Maischberger) schon mal eine Vorführung und verputzen ein ganzes Glas Globuli in einem Rutsch. Statt der von Homöopathen prognostizierten gefährlichen Wirkung einer Überdosierung passiert natürlich nichts, denn es wurden schließlich nur Zucker verspeist („Auch zu viel von nichts bleibt nichts“).

Die Studie

In einer groß angelegten Studie an der Universität Gelsenkirchen, die nächstes Jahr publiziert werden soll, konnte nun aber erstmals nachgewiesen werden, dass Homöopathie an sich funktioniert. Mit Jubelschreien sollten sich die Anhänger der Homöopathie aber noch zurückhalten.

Professor Dr. Stroboli und sein Team gaben heute unter streng ausgewählten Journalisten die Ergebnisse bekannt. Die Untersuchungen hätten ergeben, dass die Wirkung von Homöopathie stärker als der Placebo-Effekt sei. Allerdings lediglich minimal. Die Ironie dabei sei, dass der Effekt ausgerechnet homöopathisch oberhalb des Placebo-Effektes liege, wobei der Ausdruck homöopathisch hier im strengsten wissenschaftlichen Sinn zu verstehen sei, so Stroboli. Oft werde nämlich der Begriff homöopathisch im Alltagsgebrauch falsch verwendet. Wenn etwa die Tabaksteuer einen halben Cent pro Zigarette steige, wird das schnell als „homöopathische“ Erhöhung verkauft, obgleich die Erhöhung ja hier immerhin bei einigen Prozent liege, führt Strobili aus. Nein, mit homöopathischer Wirkung seien hier übliche Potenzen von C12 oder höher gemeint. Bereits C12 sei das Verhältnis zwischen einem Wassertropfen und dem ganzen Atlantik. In Zahlen 1:1024. In Prozent ein Rauschen oberhalb von null. Aber eben nicht null.

„Die Wirkung liegt so unerhört schwach über dem Placebo-Effekt, dass Sie gleich normalen Zucker schlucken können“, so Stroboli.