
Max (40) war bislang überzeugter Christ. Er sprach mit dem Herrn Jesus Christus, ohne aber die eigene Stimme zu benutzen. Er benutzte nur Gedanken. Wenig erstaunlich: Als Christ erhielt er stets Antworten. Nicht akustisch, sondern auf geistige Art. Max hatte eine Art Flatrate zu Jesus Christus über das transzendentale WLAN. Er zahlte dafür seine Kirchensteuer wie andere die etwas günstigeren Tarife von Telekom und Vodafone.
Max hielt seine Dauerverbindung zu dem geisthaften Wesen für einen Beweis für die Existenz Gottes. Bei nahezu allen Entscheidungen fragte Max Jesus Christus um Rat. Soll ich ein neues Auto kaufen? Soll ich jetzt schon die Straßenseite wechseln oder erst auf Höhe des Kramerladens? Soll ich jetzt beten oder erst in fünf Minuten?
Max kam meistens zu Entscheidungen, manchmal vertagte er sie aber auch. Dann hatte Jesus Christus, der auch nur ein Mensch ist, halt mal einen Hänger wie ein ruckelndes YouTube-Video bei schlechtem Empfang oder beim Mobilfunk-Billiganbieter.
Nun aber erfuhr Max von der inneren Stimme. Über diese verfügen zumindest die meisten Menschen. Man kann sie verwenden, um rein geistig Fragen zu stellen und man bekommt auch Antworten.
„Wenn aber auch ein Ungläubiger Antworten bekommt, offenkundig von sich selbst, wer gibt mir dann die Gewissheit, dass die Antworten, die ich erhalten, von Jesus Christus stammen und nicht von mir selbst?“, stellt Max die unvermeidliche ketzerische Frage.
Wir können das Ende erahnen. Max ist nun kein Christ mehr. Er ist auch nicht zum Islam gewechselt oder zu den Buddhisten. „Ich habe 40 Jahre mit einem Irrtum gelebt“, gibt der lernfähige Mann zu.