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Türkei führt arabische Schrift wieder ein (تركيا يقود الخط العربي مرة أخرى)

Recep Tayyip Erdoğan
Recep Tayyip Erdoğan will zurück zu den Wurzeln. Nationale Eigenständigkeit und Kultur sind für den türkischen Präsidenten kein Widerspruch in einem Europa der Nationen. Foto: Mikhail Klimentyev / Russian Presidential Press And Information Office / TASS / Lizenz: CC BY 4.0

Damit hätte wohl nun keiner gerechnet. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan will zurück zur arabischen Schrift. Erdoğan sagte:

Unsere Tradition ist und bleibt arabisch. Das betrifft auch und gerade die Schrift. Wir kommen der EU entgegen. Wir helfen bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise. Aber wir wollen auch, und das habe ich immer gesagt, mehr Islam wagen, uns mehr auf unsere Wurzeln besinnen, aber auch in die EU. Ein gutes EU-Mitglied werden wir erst dann sein, wenn wir uns weg von Werten bewegen, die man uns aufgezwungen hat. Wir mögen zwar bekanntlich die Griechen nicht, aber diese haben es richtig gemacht und ihr griechisches Alphabet behalten.

Erst 1928 in der Türkei eingeführt: das lateinische Alphabet

Das lateinische Alphabet wurde in der Türkei erst 1928 vom Gründer der türkischen Republik Mustafa Kemal Atatürk (*1881, †1938) eingeführt. Atatürk war auch entschiedener Verfechte eines laizistischen Staates, er ließ die Türken gewissermaßen im Westen, in Europa, ankommen.

Erdoğan rechnet zwar mit Milliarden-Kosten für die Rückstellung, schließlich seien alle erdenklichen Kommunikationswege betroffen. Gerade die Jüngeren müssten das alles erst wieder lernen, die würden ja sogar gar nicht mehr beim Schreiben von rechts nach links denken. Allenfalls bei den Ziffern will Erdoğan bei dem bestehenden System bleiben, weil dieses ohnehin indisch-arabisch sei. Hier will er aber überprüfen, ob indische Bestandteile beseitigt werden können.

Umstellung wird aus EU-Flüchtlings-Topf finanziert

Die Rückstellung soll in großen Teilen aus den 6 Milliarden Euro finanziert werden, welche die Türkei von der EU erhält, um die Versorgung von Flüchtlingen zu verbessern und von der EU abgelehnte Flüchtlinge zurückzunehmen bzw. selbst Flüchtlinge zurückzuholen. Erdoğan sieht sich hier im Recht. In der Vereinbarung stehe, dass die Türkei nationale Interessen wahren und ausbauen dürfe. Und genau dazu gehöre selbstverständlich die Rückstellung auf die arabische Schrift, so Erdoğan. Im nächsten Schritt soll لبدء عملية التحويل من أنظمة الكمبيوتر هار هار حوما ما مزحة.

4 Antworten auf „Türkei führt arabische Schrift wieder ein (تركيا يقود الخط العربي مرة أخرى)“

Vorher müssen sie die Stadt, die meinen Namen trägt, und die Sophienkirche zurückgeben. Wie die in Asien schreiben ist mir egal.

Ja spinnen denn die – die Türken oder Osmanen – Ich fasse es nicht > Wie wäre es mit „Erdoganien“ > Sowas aber auch -:(

Ich hatte schon vor 20 Jahren prophezeit, dass man sich in naher Zukunft der osmanischen Schrift besinnen wird, aber ich wurde nur müde belächelt. Atatürk wollte 1929 mit der Einführung der lateinischen näher an Europa rücken, was auch aus seiner Sicht der Dinge richtig gewesen ist. Aber eine Annäherung an Europa ist bis zum heutigen Tag nicht wirklich gelungen. Von der arabisch-persischen Welt hat sich die Türkei distanziert. Heute steht sie einsam zwischen arabischer Welt und Europa da. Seit die Osmanen dem Islam beigetreten sind, nutzten sie die osmanische Schrift. Das sind immerhin knapp 1350 Jahre. Was machen da 93 Jahre lateinische Schrift aus? Gar nichts… Ergo erscheint es naheliegend, dass Erdogan die Wiedereinführung der osmanischen Schrift einfordert. Im Zuge der Stärkung des Islams in der Türkei liegt es auch nicht in Erdogans Interesse, dass der Großteil der türkischen Bevölkerung der Kur-an nur in lateinischer Schrift lesen kann. Ich selbst bin kein Türke, habe aber viele Jahre in der Türkei gelebt und mich sehr stark mit der osmanischen Geschichte, Schrift und Sprache befasst.

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