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Nachrichtennetzwerke beziehen ab sofort auch Postillon-Meldungen ein

Nachrichtenredaktion
Typischer Arbeitsplatz in einer Nachrichtenredaktion. Wie gut wird hier recherchiert? Foto: Ralf Roletschek / Lizenz: CC BY-SA 3.0

Eine ganze Reihe an Nachrichtennetzwerken, darunter die Tagesschau, die ZDF-Nachrichtensendung Heute und Der Spiegel, haben überraschend angekündigt, in Zukunft auch Meldungen des Satiremagazins Der Postillon einzubeziehen und zu zitieren. Der Grund hierfür ist, dass diese Meldungen sich nur allzu oft als wahr erwiesen haben. Auch hat Satire die Realität inzwischen nicht nur eingeholt, sondern sogar teilweise auch überholt. Erst vor ein paar Tagen hatte Postillon-Chefredakteur Stefan Sichermann sogar seine eigene Leserschaft genarrt, als er die Meldung, dass Ronald Pofalla (CDU) in den Bahn-Vorstand wechsele, als seine eigene ausgab und vordatierte, wodurch der Eindruck entstand, die Medien hätten durch unterlassene Recherche einfach von einem Satiremagazin abgeschrieben. Unzählige Leute gingen der Meldung auf den Leim, auch prominente Redakteure.

Ein ARD-Sprecher betonte, dass genau dieser Fall verdeutliche, wie wenig unterscheidbar Satire und Nachrichten inzwischen geworden seien. Kaum werfe man den Leuten eine schlüssige Erklärung hin, werde diese sofort wieder verbreitet, erneut ohne Recherche. Da müsse man sich auch an die eigene Nase fassen. Aber er gelobte Besserung. Bei einer internen Untersuchung sei herausgekommen, dass die Postillon-Meldungen mehr Wahrheitsgehalt als die Meldungen der Bild-Zeitung hätten. „Warum sollen wir Bild zitieren, aber nicht den Postillon?“, fragt der Sprecher rhetorisch. Natürlich werde man die Meldung nicht unter dem Label Satire verbreiten, sondern auf der normalen Nachrichtenschiene laufen lassen, sonst müsste man ja Meldungen der Springer-Presse ebenso als Satire etikettieren, was man einfach nicht bringen könne. Ein Informant aus der ZDF-Nachrichtenabteilung berichtet, die Aufnahme des Postillon diene einerseits als Maßnahme, das Mitdenken zu fördern, andererseits solle aber auch der Wahrheitsgehalt der Nachrichten deutlich erhöht werden.

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