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EU will Begriff „Fanmeile“ verbieten – Metrisches System ist vorgeschrieben

Fanmeile
Fanmeile: Bald unter diesem Namen verboten, wenn es nach der EU geht. Foto: Christian Tombrägel / Lizenz: CC BY-NC-SA 2.0

Jetzt wird es aber wirklich lächerlich. Da feiern Millionen Fans nicht nur in Deutschland den Gewinn der Fußball-WM im Freien und ausgerechnet im größten Freudentaumel will die EU nun gegen Veranstalter vorgehen, die mit dem Begriff Fanmeile werben. Grund ist die vorgeschriebene Auszeichnung nach dem metrischen System, das auf dem Meter als Längeneinheit basiert. Generell gelte in der EU das MKS-System, das sich neben dem Meter als Basiseinheit auf Kilogramm als Gewichtseinheit und Sekunde als Zeiteinheit stütze, heißt es von Seiten der EU-Wettbewerbskommission.

Diese müsste ausnahmslos bei allen Produkten, also auch Veranstaltungen zum Einsatz kommen. Nur in Großbritannien gilt noch eine Ausnahmeregelung, sodass dort Wirte noch ein Pint Bier zapfen dürfen und Schneider ihren Vorhang als Zollware statt Meterware verkaufen dürfen.

Henning Flanzlot, Sprecher von BigEvent4You, einem der größten deutschen Veranstalter, der Fanmeilen organisiert, widerspricht diesem Verstoß: Jeder wisse, dass eine Fanmeile keine Meile lang sei, sondern ein feststehender Begriff, die Meile nur im übertragenen Sinne gemeint sei.

Der Sprecher der EU-Wettbewerbskommission kontert und verweist auf die Richtlinien, die nichtmetrische Angaben bei Auszeichnung und Werbung von Produkten eindeutig verbiete – in allen EU-Mitgliedsstaaten außer in Großbritannien.

Zwar klinge das zugegebenermaßen nach einer besonders kleinlichen Auslegung, aber der Gesetzestext sei hier eindeutig. So dürfe das Wort Meile nicht vorkommen, auch nicht eingeklammert, nicht in übertragener Bedeutung, nicht einmal in einer anderen Sprache.

Als Ersatz empfiehlt die Wettbewerbskommission die Begriffe Fanzone oder Fanfest. Fankilometer sei prinzipiell möglich, aber dann müsse im nahen Umfeld die Größe des Fanbereichs im metrischen System angegeben werden, also als Meter oder Kilometer. Fanzone oder Fanfest seien da unproblematischer, da hier keine Größenangabe stattfinde.

Flanzlot will das nicht hinnehmen. Dann müsste die EU ja auch gegen „Miles and more“-Programme vorgehen. Als Nächstes bekomme dann ein Reisebusveranstalter Probleme, wenn er auf die Möglichkeit des zollfreien Einkaufs hinweise, denn da sei ja das verbotene Wort Zoll enthalten. Wenn die EU diesen Irrsinn durchziehe, wolle er vor Gericht ziehen.